Ausstellungseröffnung „Was ist das denn ?!“ im Landtag-Schwerin

von | Mrz 9, 2021 | Ausstellung, Was ist das denn? | 0 Kommentare

 

Archäologische Funde zurück im Landtag!

Die neue Sonderausstellung „Was ist das denn?!“ des Freundeskreises Archäologisches Landesmuseum zeigt ab dem 10. März im Schweriner Landtag und im Rostocker Rathaus Funde aus Wöbbelin und anderen Orten aus Mecklenburg-Vorpommern.
Die Landtagspräsidentin Birgit Hesse eröffnet die aktuelle Sonderausstellung des Freundeskreises Archäologisches Landesmuseum am 10. März 2021 um 13 Uhr im Schweriner Schloss. Schwerpunkt der Ausstellung sind Funde vom Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Wöbbelin.

Haupt- und ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger*innen untersuchen die Fläche mit archäologischen Methoden, weil es keine Bauunterlagen von 1944/1945 gibt. Die Ehrenamtlichen haben bei Flurbegehungen in den letzten 2 Jahren noch immer Objekte aus der Lagerzeit gefunden: Gefäße, selbst gebaute Messer, Löffel, Knöpfe von Häftlingsuniformen und ein Haarschneidegerät. Auf der Basis dieser Untersuchungen sowie der Auswertung von Luftbildaufnahmen von 1945 wurde die aktuelle Lagerkarte erstellt, die zusammen mit den Funden und Erläuterungen gezeigt wird. So machen archäologische Methoden Zeigeschichte sichtbar, wenn schriftliche Quellen fehlen. Diese Objekte werden in Schwerin für die Landtagsabgeordneten und -mitarbeitenden im Schloss bis Ende April präsentiert. Alle Interessierten können sie gleichzeitig unter Hygieneschutzauflagen im Rostock Rathaus bis zur nächsten Ausstellung sehen.

Die aktuelle Ausstellung im Landtag zeigt Funde der Fachgruppe Archäologie Schwerin/Ludwigslust, die 2020 mit dem Friedrich-Lisch- Denkmalpreis des Landes M-V ausgezeichnet wurde. Unter anderem führt die Gruppe seit 2009 regelmäßig Prospektionen auf dem ehemaligen Gelände des KZ Wöbbelin durch. Auf der Basis dieser Untersuchungen sowie der Auswertung von Luftbildaufnahmen von 1945 wurde die aktuelle Lagerkarte erstellt. Bei Flurbegehungen in den Jahren 2018 bis 2020, besonders nach der Durchforstung des Geländes, wurden Artefakte aus der Lagerzeit sichergestellt, eingemessen und dokumentiert. Darunter befanden sich die nun erstmals ausgestellten Objekte wie die Haarschneidemaschine. Sie wurden im Auftrag des Vereins Mahn- und Gedenkstätten im Landkreis Ludwigslust-Parchim e. V. durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V restauriert.
​Das Konzentrationslager Wöbbelin existierte nur zehn Wochen – vom 12. Februar 1945 bis zum 2. Mai 1945 – und war das zuletzt eingerichtete Außenlager des KZ Neuengamme. Es befand sich direkt an der Straße zwischen Wöbbelin und Ludwigslust.  Ab Mitte April wurde es zum Auffanglager für Räumungstransporte aus anderen Konzentrationslagern aus dem Raum Braunschweig. Die Bedingungen im KZ Wöbbelin waren katastrophal. Von den fast 5000 Häftlingen aus mehr als 20 Nationen starben Hunderte an den Folgen von Misshandlung, Krankheiten und Hunger. Am 2. Mai 1945 entdeckten Soldaten der 82. US Luftlandedivision und der 8. US -Infanteriedivision das KZ Wöbbelin durch Zufall, die Wachmannschaften hatten das Lager bereits verlassen. Über 500 Tote befanden sich auf dem KZ-Gelände. Sie lagen in den Baracken, waren in Massengräbern verscharrt oder achtlos auf dem Gelände liegen gelassen worden. Auf Befehl der amerikanischen Militärbehörden wurden die Opfer am 7. Mai 1945 in Ludwigslust (200), am 8. Mai 1945 in Hagenow (144), Schwerin (74) und Wöbbelin (70) in Anwesenheit der Bevölkerung beerdigt.
​Darüber hinaus zeigt der Freundeskreis Archäologisches Landesmuseum im Landtag weitere Funde, die bereits in Rostock ausgestellt wurden: eine 12.000 Jahre alte Pfeilspitze, ein Anhänger mit dem Motiv Thors Hammer, Funde aus dem Silberschatz von vermutlich Harald Blauzahn und einen Wikingeranhänger mit Kippbild. Die Engagierten erinnern mit der Sonderausstellung an die große Bedeutung archäologischer Artefakte in Mecklenburg-Vorpommern und werben dafür, nach 30 Jahren endlich das versprochene Archäologische Landesmuseum gut zu finanzieren und zu bauen.

„Bis 1992 befand sich das Archäologische Landesmuseum in den Räumen des Schlosses, es musste für den Landtag weichen. Seither sind die archäologischen Schätze des Landes im Archiv oder in Museen in Berlin oder Dänemark ausgestellt. Nun kehrt ein winziger Ausschnitt dieses Landesschatzes kurzzeitig zurück“, sagt Carsten Schmoldt. Er ist ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger und Initiator der Initiative IPAL und des Freundeskreises Archäologisches Landesmuseum.

Unter dem Titel „Was ist das denn?“ präsentieren die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger*innen seit Mai 2020 im Rostocker Rathaus Funde auf Plakaten, Rollups und in einer kleinen Vitrine: „Museum in a box“. Funde, die eigentlich in ein Archäologisches Landesmuseum gehören.

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